Donnerstag, 18. Dezember 2008

DVD-Rezensionen (108): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 07 - Viertelfinale 1970 BR Deutschland-England (3:2 n. V.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Schon kurios, ein Match, das den Titel "Jahrhundertspiel" für genau 3 Tage getragen hat und diese Bezeichnung sogleich an das Halbfinale der WM in Mexiko 1970 zwischen Italien und Deutschland abgeben mußte. Und ja, man kann über den im Vergleich zu heute geradezu in Zeitlupe ablaufenden Fußball sagen, was man will - ich mag das eben! Was mir als erstes auffiel: Der später so bieder und hölzern auftretende Berti Vogts war als Spieler ein mächtiger Giftzwerg mit starker Tendenz zur Hinterhältigkeit. Nicht fein, ganz und gar nicht! Da war der nach der Halbzeit für Höttges eingewechselte Willi Schulz sehr viel eleganter in seinen Mitteln. Soweit ich weiß ist dieses Spiel bis heute in England ein nationales Trauma. So gilt Trainer Alf Ramsey als Hauptschuldiger an der Niederlage, da er Bobby Charlton beim Stand von 2:0 frühzeitig aus dem Spiel nahm, was noch in der selben Minute durch den Anschlußtreffer des unmittelbaren Gegenspielers Charltons, Franz Beckenbauer, führte. Aber diese Verbitterung ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass England erst 1986 wieder eine nennenswerte Rolle bei einer WM spielte und sogar bei den Endrunden 1974 und 1978 ganz fehlte (kann sich hierzulande jemand so etwas vorstellen? Ich glaube, da wäre Revolution im Lande...

Das (Hinter-)Kopfballtor von Uwe Seeler ist wirklich eines der kuriosesten, das ich je gesehen habe. Legendär! Und beim 3:2 durch Gerd Müller fiel mir wieder eines auf: Der Mann hat eine Toranzahl für die Ewigkeit geschossen, aber ich habe noch nicht ein Müller-Tor gesehen, dass ich in die Kategorie "attraktiv" einordnen würde. Irgendwie und mit welchem Körperteil auch immer über die Linie bugsieren reicht ja schließlich auch...

Als kleine Kuriosität gibt es bei diesem Spiel eingeblendete Wahlergebnisse aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland zu sehen. Andere Zeiten, andere Sitten, da wurde die DKP noch extra erwähnt (auch wenn die Stimmanteile nur minimal waren).

Für das Begleitheft gibt es diesmal ein Lob, jede Menge nette Anekdoten, so zum Beispiel über die Diebstahlsvorwürfe gegenüber Bobby Moore unmittelbar vor der WM.

Bester Spieler auf dem Platz für mich: Hannes Löhr. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für eine körperliche Leistung dieses Dauergerenne in der Mittagshitze und in 1800 Meter Höhe war. Ich war vor ein paar Jahren im mexikanischen Flachland unterwegs und habe nicht Fußball gespielt und das war schon anstrengend genug...

Fazit: Dieses und das Italien-Spiel (Ausgabe 05 der Edition) im Doppelpack - ein wahrer Klassiker!

Bewertung: 5 von 5