Donnerstag, 10. April 2008

DVD-Rezensionen (030): Otto - Der neue Film (1987)


(Cover: Amazon.de)

Ich gebe zu - ich mag diesen Film. Irgendwann in den Tagen der politischen Wende im DDR-Fernsehen aufgezeichnet und bis zum auswendig können der Dialoge angesehen. Warum also nur eine "so lala"-Wertung? Aber hübsch der Reihe nach.

Nach dem fulminanten Erfolg seines ersten Spielfilms 1985, der (durch die zusätzlichen drei Millionen Kinobesucher in der DDR) trotz "Schuh des Manitu" nach wie vor der erfolgreichste deutsche Kinofilm aller Zeiten ist, schoben Otto Waalkes und sein Produzent Horst Wendtland nur zwei Jahre später einen Nachfolger gleicher Machart hinterher. Das bedeutet: Alle Darsteller agieren hauptsächlich als Stichwortgeber für den hyperaktiven Ostfriesen, dies weiß und akzeptiert man jedoch, da Otto-Humor anders gar nicht funktionieren kann. Der Plot ist daher auch in nur zwei Sätzen erzählt. Otto, wie immer als komplett abgebrannter Underdog, verliebt sich in die attraktive, aber hochnäsige Gabi Drösel (grandios untalentiert: Ute Sander, die vom ersten Moment beweist warum es ihre einzige Filmrolle bleiben sollte), die jedoch auf den hirnlosen Filmmuskelprotz Amboss (Georg Blumensaat) steht. Dabei übersieht Otto natürlich die ihn anhimmelnde Hausmeisterstochter Anna (Anja Jaenicke)...

Sympathisch wirkt der Film dann, wenn er den gerade in den Achtzigern grassierenden Muskelberg-Krawallstar-Rummel á la Stallone, Schwarzenegger oder Lundgren auf die Schippe nimmt. Da ist doch eine recht treffende Medienkritik zu sehen. Dies wird allerdings gleich wieder durch einer regelrecht schamlose Produktplacement-Orgie negiert, die nur bei der Verulkung der damals kultigen LEVI'S-Werbespots charmant wirkt. Ansonsten werden dermaßen aufdringlich JEVER, BAUKNECHT und MARLBORO (und etwas subtiler OTTO und LANGNESE) beworben, dass es schon wieder eine Frechheit ist. Dafür gibt es die ersten Abzüge.

Endgültig ins Mittelmaß rutscht die DVD dann durch ihre spartanische Ausstattung. Unanimierte Kapitelmenüs und der Trailer des im wahrsten Sinne des Wortes "Katastrofenfilms [sic!]", das wars.

Wer sich an obigen Punkten nicht stört, dem heute nicht mehr zeitgemäßen Otto-Humor etwas abgewinnen kann, darf sich auf den einen oder anderen Lacher freuen. Wer Feingeistiges erwartet ist beim Friesen der Nation freilich falsch.

Bewertung: 3 von 5