Montag, 26. Januar 2009

CD-Rezensionen (117): Farin Urlaub - Am Ende der Sonne (2005)

(Cover: Amazon.de)

War das Solo-Debüt des Ober-Arztes "Endlich Urlaub!" bis auf wenige Ausnahmen eine reine Spaßplatte, geht es beim Nachfolger deutlich ernster, wenn nicht gar düster-depressiv zu Werke. Man hat den Eindruck, als verarbeitete Meister Urlaub, der wohl so rigoros wie kaum ein anderer deutscher Rockstar sein Privatleben abschottet, eine gescheiterte Beziehung.

Dabei deutet zu Beginn gar nichts darauf hin. Mit "Mehr" gibt es erst mal mit Karacho einen auf die Zwölf. Großmäulig, laut, gut! Doch dann begibt sich der Blondschopf in die Abgründe menschlicher Seelenpein. Gleich vier Tracks in Folge beschreiben Melancholie, Liebeskummer, Lebensmüdigkeit und Verzweiflung, das Ganze kombiniert mit prima Rockmucke, auch wenn der Exil-Berliner ab und an etwas zu gefällig-glatt in die Saiten greift. Ein wenig mehr Ungehobeltheit wäre an dieser Stelle nicht verkehrt gewesen.

"Wie ich den Marilyn Manson-Ähnlichkeitswettbewerb verlor" reitet zwar einmal mehr auf Farin Urlaubs gesundheitsbewußtem Lebenswandel herum, gewinnt aber dennoch die Trophäe für den abgedrehtesten Songtitel ever!

Immer wieder erstaunlich: Selbst als über 40jähriger versteht es Urlaub Texte zu schreiben, die jeder unglücklich verliebte Pubertierende 1:1 ins Portfolio aufnehmen könnte, wofür "Unsichtbar" exemplarisch steht. Da das auch auf seine Hauskapelle zutrifft, mag dies den nunmehr schon in Dekaden zu bemessenden Erfolg der Ärzte (auuus Berlin!) erklären.

"Apocalypse wann anders" ist ein drolliges Stück BRAVO-Gothic Rock, wie ernst man das nehmen soll/kann/muß, mag der Hörer selbst entscheiden. Der Doppeltrack "Immer noch/Schon wieder" bildet den dramaturgischen Höhepunkt des Albums mit sehr schönen Instrumentalpassagen, gefolgt von "Kein Zurück", das das Thema Selbstmord aufgreift.

Die Ska-Ausflüge des Herrn Urlaub hingegen gefallen mir allerdings nach wie vor nicht sonderlich, das können andere besser. Von daher ist "Dermitder" auch mein persönlicher Skip-Track der Platte. Mit dem skurrilen Einstürzende Neubauten-Gedächtnissong "Dusche" klingt ein sehr gutes, wenn auch nicht perfektes Album aus.

Bewertung: 4 von 5