Dienstag, 13. Januar 2009

DVD-Rezensionen (114): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 09 - Finale 2002 BR Deutschland-Brasilien (0:2) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Soweit ich weiß, ist diese Partie wegen äußerst happiger Lizenzgebühren nach 2002 nie wieder im Fernsehen gezeigt worden. Ein Grinsen überkommt einen schon, wenn auf einmal in der Austellung die Namen genannt werden, welche man gemeinhin mit dem Begriff "Deutscher Rumpelfußball" assoziiert. Ich glaube, Carsten Ramelow ist geradezu ein Synonym dafür... 

Trotzdem: Ich kann mich noch an die Euphorie erinnern, die 2002 im Laufe des Turniers aufkam. Die Mannschaft spielte nicht gut, hatte wahnsinniges Losglück und kam nur mit Minimalergebnissen weiter. Doch weil eben die Erwartungen so klein waren und Oliver Kahn die brillianteste Leistung seiner Karriere ablieferte, stand ein ganzes Land Kopf.

Das Finale hatte sicherlich einen verdienten Sieger, aber Brasilien überzeugte nicht, stand sogar in den jeweils ersten 20 Minuten beider Halbzeiten mächtig unter Druck. Das dann ausgerechnet der bis dahin völlig wirkungslose Rivaldo mit seinem Fernschuß das 1:0 vorbereitete, dazu der in mehreren Spielen nahezu fehlerlose Kahn einen solchen Bock fabriziert, hat was von einer klassischen Tragödie. Gerade den Brasilianer hatte ich seit dem Vorrundenspiel gegen die Türkei mächtig auf dem Kieker, erinnert sich noch jemand an die Situation, als er einen Kullerball von Hakan Ünsal an die Beine (!) bekam, die Hände vors Gesicht (!!!) schlug, wie vom Blitz getroffen zusammenbrach und der Türke daraufhin Rot sah? Sowas kennt man vielleicht von diversen südeuropäischen Mannschaften, aber Brasilien?

Wie schon bei der vorangegangenen Ausgabe der Edition geäußert, ein Weltmeister Deutschland wäre des Guten einfach zuviel gewesen. Die Mannschaft spielte gegen Brasilien ihr bestes Match des Turniers, mehr war einfach nicht drin. Aber ein Unterschied war im Gegensatz zu 1986 auszumachen: Nach dem 2:0 gab sich die Mannschaft auf.

Die DVD bietet insgesamt 3 Stunden Material. Beim Anstoß stehen bereits 44 Minuten auf der Uhr, dazu die Halbzeitpause mit Kommentaren von Jürgen Klinsmann, Otto Rehhagel, Hans Meyer und Guido Westerwelle (!). Gerade Hans Meyer beweist mit seiner Analyse in der Halbzeit, was für ein Meister seines Fachs und zudem äußerst sympathischer Zeitgenosse er ist. Im Gegensatz zu den völlig euphorischen Wolf-Dieter Poschmann (der eh besser bei der Leichtathletik aufgehoben ist) und "König Otto" will er sich den Lobeshymnen ob des offensiven deutschen Spiels nicht anschließen und verweist richtigerweise auf die Anzahl der klaren Torchancen und fordert lieber mehr Defensive, um das Spiel nicht zu verlieren. Wie man inzwischen weiß - der Mann hatte zu 100% recht...

Bei den Brasilianern muß man natürlich Ronaldo und vor allem Kléberson lobend erwähnen, bei der deutschen Mannschaft gilt mein Respekt Jens Jeremies, der trotz blutendem aufgeschlitzten Bein weiterspielte.

Man mag von Béla Réthy halten was man will, aber von ihm stammt der Satz der DVD. Gesagt beim Einblenden der Ehrentribüne mit einem Jahrhundertfußballer und einem daneben sitzenden ehemaligen Kanzlerkandidaten:

"Pelé...und neben ihm Edmund Stoiber. Im Gegensatz zu ihm ist Pelé schon mal Weltmeister geworden..." Chapeau!

Bewertung: 4 von 5