Samstag, 24. Januar 2009

Nachtgedanken (001)

Dies ist in zweierlei Hinsicht eine Premiere. Zum Einen, weil ich zum Ende des letzten Jahres einige neue Kategorien für diesen Blog ankündigte. Desweiteren, weil ich nun endlich einen Weg gefunden habe, meinen bereits hier und hier geäußerten Hang zur deutschen Lyrik des frühen 19. Jahrhunderts auszuleben. Dank des Projekt Gutenberg-DE kann ich endlos in alten Texten kramen und das eine oder andere Werk zu nächtlicher Stunde präsentieren. Da die Texte Public Domain sind und ich darüber hinaus keine kommerziellen Interessen verfolge, dürfte es keine Probleme mit der Veröffentlichung geben. Im Gedenken an Hans-Joachim Kulenkampffs legendäre ARD-Sendung habe ich den entsprechenden Kategorien-Titel gewählt. Beginnen möchte ich mit "Abendständchen" von Clemens Brentano (1778-1842).

Die Seufzer des Abendwinds wehen
So jammernd und bittend im Turm;
Wohl hör ich um Rettung dich flehen,
Du ringst mit den Wogen, versinkest im Sturm.

Ich seh dich am Ufer; es wallet
Ein traurendes Irrlicht einher.
Mein liebendes Rufen erschallet,
Du hörest, du liebest, du stürzest ins Meer.

Ich lieb und ich stürze verwegen
Dir nach in die Wogen hinab,
Ich komme dir sterbend entgegen,
Ich ringe, du sinkest, ich teile dein Grab.

Doch stürzt man den Stürmen des Lebens
Von neuem mich Armen nun zu.
Ich sinke; ich ringe vergebens,
Ach nur in dem Abgrund des Todes ist Ruh.

Da schwinden die ewigen Fernen,
Da endet kein Leben mit dir.
Ich kenn deinen Blick in den Sternen,
Ach sieh nicht so traurig, hab Mitleid mit mir!