(Cover: Amazon.de)
Eines sollte man vorher wissen, wenn man sich mit den Büchern Umberto Ecos auseinandersetzt: es wird nicht leicht! Zu umfangreich der Bildungskanon des Italieners, zu philosophisch und zu intellektuell sein Schreibstil für den schnellen Schmökerspaß zwischendurch. Ist dieser 1980 erschienene Roman deswegen schlecht? Eindeutig: nein!
Auch ich kannte wie so viele Leser zuvor zunächst die 1986 entstandene Verfilmung mit Sean Connery in der Hauptrolle des William von Baskerville. Dennoch, auch wenn man den Film - der sich doch gerade in seinem Ende erheblich von seiner literarischen Vorlage unterscheidet - bereits kennt und sich nicht vor Hochliteratur fürchtet, sollte man den Griff zu diesem Buch wagen. Es ist Bildungs- und Detektivroman, beschreibt Kultur, Geschichte, Philosophie und Religionsfragen des Spätmittelalters und breitet ein ganzes Panorama von Empfindungen, Gedanken und Bildern vor dem inneren Auge des Lesers aus. Dies ist nicht immer leicht zu verstehen, schlimmer noch, es ist durchaus auch einmal notwendig, Passagen erneut zu lesen, um den Inhalt zu erfassen und einzuordnen. Das kann Ungeduldigen schnell die Lust vermiesen, ich persönlich habe es eher als neuartige und interessante Erfahrung wahrgenommen.
Trotzdem habe auch ich Kritik anzumerken. Dass, gerade in den Dialogen, viel mit Latein hantiert wird, ist durch die damalige Nutzung als internationale Kirchensprache kein Problem und ein völlig vertretbares Stilmittel. Dankenswerterweise werden diese Passagen auch für die Nicht-Inhaber des Latinums übersetzt. Warum aber muss man dies um Himmelswillen im Anhang des Buchs tun? Wären Fußnoten auf den betreffenden Seiten nicht um Klassen lese(r)freundlicher gewesen? Das stetige Hin- und Herblättern schaffte das, was noch so verschwurbelte Endlosdialoge dieses Buchs nicht fertigbrachten - ich war genervt. Dafür muss es etwas Abzug geben, ansonsten wird dieser Klassiker rund um die Morde in der abgelegenen italienischen Benediktinerabtei des Jahres 1327 immer einen Ehrenplatz in meiner privaten Bibliothek einnehmen.
Bewertung: 4 von 5
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen