(Cover: Amazon.de)
Wie auch in Bill Clintons Erinnerungen ist die Beschreibung von Kindheit, Schule und Studium sehr kurzweilig und interessant geraten. Es fällt auf, wie früh sich Hillary Clinton politisch engagierte, geprägt durch ihren konservativen Vater zunächst bei den Republikanern. Auch interessant die Ausführungen über ihre Jahre als Gouverneursgattin in Arkansas, gerade weil dies die Zeit war, in der sie ohne Absicht begann, rhetorisch in Fettnäpfchen zu treten, da im Politikbetrieb praktisch jedes einzelne Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Auch die ersten Probleme in Form von Kampagnen, Affären und juristischen Auseinandersetzungen resultieren aus dieser Phase ihrer politischen Arbeit.
Im Gegensatz zu "Mein Leben" driftet "Gelebte Geschichte" in der Schilderung der Präsidentschaftszeit nicht in ein scheinbares Abarbeiten des Terminkalenders ab. Zwar werden auch prägende Ereignisse erzählt, erwähnenswerte Treffen mit Präsidenten, Premierministern und Monarchen geschildert, aber es bleibt auch genug Raum für viele kleine Details am Rande, die für ein staatstragendes Buch wie die Lebenserinnerungen des ehemals mächtigsten Menschen der Welt vielleicht zu profan gewesen wären.Eher zurückhaltend behandelt Hillary Clinton die Ereignisse um die außerehelichen Eskapaden ihres Mannes, ein Verhalten, dass man einer betrogenen Ehefrau wohl zugestehen sollte. Was bringt es auch, Jahre später schriftlich auf jemanden wie Monica Lewinsky einzuprügeln? Umso schärfer geht sie mit den politischen Gegnern Bill Clintons ins Gericht, die diese moralischen Verfehlungen zu politischen Zwecken zu nutzen versuchten. Sehr lesenswert auch die Schilderungen, wie die Familie per Partnertherapie darum kämpfte, die Ehe zu retten - erfolgreich, wie man heute weiß.
Bewertung: 4 von 5
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