(Cover: Amazon.de)
Ich erinnere mich, dass mich das Lesen dieses Buchs immer etwas deprimiert und ratlos zurückgelassen hat. Denn Gunter Preuß, der mit seiner kritischen Haltung zur DDR ein ums andere Mal bei den Kulturgewaltigen aneckte, zeichnet in diesem 1981 erschienenen Jugendbuch in recht düsteren Farben die Probleme zweier heranwachsender Leidensgenossen.
Schauplatz der Handlung ist eine namenlose erzgebirgische Kleinstadt. Der sensible vierzehnjährige Peter, ehemals bester Schüler der Schule, steckt in einer tiefen Lebens- und Sinnkrise. Gemobbt von den Mitschülern, unverstanden vom Vater, einem Sägewerksarbeiter, der in seiner Freizeit Gewichte hebt, flüchtet er in seine Traumwelt, in der er den höchsten Berg der Erde, den Tschomolungma, besser bekannt als Mount Everest, besteigt. Peter zerbricht fast an der Erwartung seines Vaters, dass aus ihm ein "richtiger Kerl" wird, seine schulischen Leistungen sind im Keller, insbesondere als seine fast einzige Vertraute, die Klassenlehrerin Frau Weinhold, in Pension geht. Peter verzweifelt am Leben und findet nur in seinem Freund Rutscher und seiner Mitschülerin Rose etwas Halt. Doch die sitzt nach einem Verkehrsunfall im Rollstuhl und sieht gerade die Ehe ihrer Eltern zerbrechen. Als Rose entdeckt, dass sie wieder laufen kann, beschließt sie, diese Neuigkeit für sich zu behalten, um ihre Eltern an sich zu binden...
Auch wenn sich am Ende des Buches so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer für Peter und Rose auftut - ein Happy End sieht anders aus. Mit dem Abstand der Jahre habe ich das eine oder andere Problem eines pubertierenden Jungen anhand eigener Erfahrungen durchaus wiedererkannt, daher hat mir der erneute Lesedurchgang nach über 20 Jahren sehr zugesagt. Obwohl das Buch eine Altersempfehlung ab 12 Jahren angibt, dürften auch Erwachsene und insbesondere Eltern von Jugendlichen Gefallen daran finden. Gleichzeitig wird der typische DDR-Kleinstadtalltag ohne großen ideologischen Hintergrund skizziert und selbst die Hochkultur kommt nicht zu kurz, da ausgiebig aus Brechts "Leben des Galilei" zitiert wird. Ein wenig optimistisches, aber sehr empfehlenswertes Buch.
Bewertung: 5 von 5
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