Freitag, 30. Juli 2010

CD-Rezensionen (193): De/Vision - Fairyland? (1996)

(Cover: Amazon.de)

Bevor DE/VISION mit ihrem vierten Longplayer "Monosex" von 1998 der (zwischenzeitliche) Sprung ins Major-Lager gelang, wurde 1996 mit dem im schreiend pinken Digipack veröffentlichten "Fairyland?" der Abschied vom legendären Synthpop-Label Strange Ways manifestiert. Name und Optik sind hier Programm, denn selten klang die Band poppiger als auf diesem Tonträger. Ganz besonders wird das an Track Nummer drei, "Sweet Life", deutlich. Wahrlich süßlich das Ganze mit der Gefahr ersthafter Zahnschmerzen ob soviel Zuckers. Dabei steigt das Album mit dem sehr relaxt vor sich hin groovenden "I Regret" und dem Instrumental "Dawn" gar nicht übel ins Gehör ein. Doch genannter Track und die deutlich sämtliche Kitschgrenzen sprengende Ballade "Like The Sun" macht diesen ersten sehr positiven Eindruck fast schon wieder zunichte.

Glücklicherweise naht alsbald in Gestalt des energischen "Harvester" Rettung. Fünf Minuten lang treibt ein mit ordentlichem Bums gesetzter Beat das Stück vorwärts - noch mit gebremsten Tempo, doch das ändert sich schon beim darauf folgenden "Today's Life", sicherlich neben "Bleed Me White" das tanzbarste Stück des gesamten Longplayers. "Scars" spielt mit diversen Tempiwechseln, während "Keep Your Dreams Alive" von seiner hochnervösen Stimmung lebt.

Mit "Wages Of Sin" hat "Fairyland?" noch ein zweites - wenig originelles - Instrumental zu bieten, eine nach Füllmaterial riechende Vorgehensweise, die auch seit den 90ern auf Depeche Mode-Alben eine leidliche Tradition hat. An für sich unnötig, findet sich doch beim nun dem Ende entgegenstrebenden Silberling mein persönlicher Favoritentrack. "Take Me To The Time..." blubbert mit starken Sounds, leichten Distortioneffekten in den Strophen und tieftraurigem Text derartig unter die Haut gehend vor sich hin, dass der Song auch noch nach fast 15 Jahren zu meinen absoluten Lieblingsstücken des Genres zählt.

Mit "Daydreamin'" wird abschließend noch eine gepflegte Tanzbodennummer spendiert, kein Überkracher zwar, dennoch ein rundes Finale eines stellenweise zwar leicht schwächelnden, aber dennoch in der Summe sehr hörenswerten Synthpop-Albums.

Bewertung: 4 von 5