Sonntag, 7. Juni 2009

Buch-Rezensionen (147): B. Traven - Das Totenschiff (Hörbuch) (1926)

(Cover: Amazon.de)

B. Traven darf man neben J. D. Salinger getrost als einen der wohl mysteriösesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Bis heute ranken sich Geheimnisse um seine wahre Identität, die nach wie vor nicht völlig stichfest geklärt ist. Der 1926 veröffentlichte Roman "Das Totenschiff" gehört zu Travens bekanntesten und besten Werken, das hier in einer Hörspielbearbeitung vorliegt.

Erzählt wird die Geschichte des amerikanischen Seemans Gerard Gale, der nach Ende des Ersten Weltkriegs im Hafen von Antwerpen sein Schiff verpasst und durch das Fehlen von Papieren als Staatenloser zwischen den europäischen Ländern hin- und hergeschoben wird, bevor er in Portugal auf einem heruntergekommenen Frachter anheuern kann. Gale wird in Afrika auf ein anderes Schiff verschleppt, das für einen Versicherungsbetrug dem Untergang geweiht ist - das "Totenschiff"...

Im Mittelpunkt des Romans stehen die unmenschlichen Bedingungen an Bord von Frachtschiffen, die Ausbeutung der Besatzungen und die Skrupellosigkeit der Reeder. Somit ist "Das Totenschiff" nicht nur ein spannendes Seefahrt-Abenteuer, sondern auch gleichzeitig ein beeindruckendes Stück Gesellschaftskritik.

Die Audiobearbeitung erzeugt eine realistische Atmosphäre, werden doch Schiffs- und Meeresgeräusche passend zum Erzählverlauf eingebunden. Allerdings merkt man dem Hörspiel seine mehr als 25 Jahre doch schon an, der Duktus hat sich im Laufe der Zeiten etwas geändert.

Ein bedeutendes Stück Weltliteratur, anspruchsvoll zum Hören in Szene gesetzt. Kein absolutes Überprodukt, dennoch eine lohnenswerte Anschaffung.

Bewertung: 4 von 5