(Cover: Amazon.de)
"Tatort Lehrerzimmer", das auch zu einem Theaterstück verarbeitet wurde, beginnt wie ein lustiger Pennälerroman á la "Die Feuerzangenbowle". Die Klasse 7b wird durch einen anderweitig verhinderten Lehrer eine Unterrichtsstunde lang sich selbst überlassen. Geht anfangs noch alles leidlich gesittet zu, nutzen die Schüler aber schon bald ihre neugewonnene Freiheit für allerlei groben Unfug mit dem Heft des Schülers Kühn, das sie mit unflätigen Einträgen über sich und die Lehrer verzieren. Von einem Lehrer ertappt, wandert das Corpus delicti umgehend ins Lehrerzimmer. Doch im Heft befindet sich auch etwas, wofür Kühn zu einem Einbruch in die Schule bereit ist...
Da eine ganze Reihe der Schüler ein schlechtes Gewissen hat, begibt sich also eine ganze Jungenbande auf die nächtliche Diebestour, bei der natürlich vieles schiefläuft. Von da an wandelt sich das Buch in eine sehr DDR-typische Geschichte von Schuld und Moral, die sich in vielen bedeutungsschweren Mono- und Dialogen äußert. Interessanterweise taucht im Buch sogar ein Zitat des britischen Soziologen Herbert Spencer auf, wohl eher keiner der sozialistischen Säulenheiligen.
Auch eine Ausreißerstory findet noch in einem Roman Platz, der sehr anschaulich und stellenweise wirklich unterhaltsam ein Sittenbild aus der Zeit kurz vor dem Mauerbau zeichnet. Stört man sich auch nicht an dem manchmal doch arg dick aufgetragenen Moralapostel-Ton, darf man sich auf ein zwar altes, aber dennoch immer noch lesenswertes Jugendbuch freuen.
Bewertung: 4 von 5
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