Die heutigen "Nachtgedanken" - passend mit dem Titel "Nachts" - stammen aus der Feder Friedrich Theodor Vischers (1807-1887). Sehr erotisch...
Sie schläft. Ein süßes Athmen hebet
Den holden Busen sanft und leicht;
Der Geist ist in ein Land geschwebet,
Wohin der Sorge Pfeil nicht reicht.
Scharf war die Pein der letzten Tage –
Schließ' nur die müden Augen zu!
Das Schicksal pocht mit schwerer Frage;
Sie wird sich lösen, schlummre du.
Schlaf' nur! Du brauchst es nicht zu wissen,
Daß unter dir der Freund sich regt,
Daß er in tiefen Finsternissen
Dein Loos in seiner Brust bewegt.
Und doch! Er naht dem stillen Raume
Mit Geistertritt und rührt sich nicht
Und horchet, ob sie nicht im Traume
Wohl leise seinen Namen spricht.
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