(Cover: Amazon.de)
Selten habe ich mich derart im Nachhinein zu der Entscheidung beglückwünscht, die Audiovariante eines Buches gewählt zu haben wie bei den Jugenderinnerungen des TV-Entertainers Thomas Hermanns. Die höchst unterhaltsamen Ausführungen über die zweite Hälfte der Siebziger und die frühen Achtziger Jahre, die damals die Tanzflächen beherrschende Disco-Music und Hermanns' erste Schritte in der Schwulenszene mögen auch in gedruckter Form funktionieren, aber wer einmal die brüllend komische Schilderung - besser: Nachinszenierung - eines geradezu bizarren Amanda Lear-"Konzerts" in der Nürnberger Meistersinger-Halle gehört hat, wird verstehen, was ich meine. Zusätzlich werden höchst passend im Text erwähnte Titel als Hintergrundmusik eingespielt, was die Wirkung und Verständlichkeit enorm erhöht.
Ein weiteres Plus der Audiobookversion: Auf CD 4 sind noch einmal alle im Buch verwendeten Tracks in voller Länge - von Thomas Hermanns kurz anmoderiert - enthalten. Da darf man gleich mal die gegebenen Hustle-Tanzlektionen in die Praxis umsetzen...
Zielgruppe dieses Buchs? Vielfältig, möchte ich meinen. Der offen oder versteckt lebende Schwule wird sich ebenso einfinden wie das Kind der Siebziger, Interessierte an Musikgeschichte und Popkultur sowieso. Zwar kann "für immer d.i.s.c.o." nicht für sich in Anspruch nehmen, eine umfassende historische Darstellung dieses Musikstils zu liefern. Dafür werden ein paar allzu gewagte Verschwörungstheorien über das Ende der Ära aufgestellt. Schließlich verendete Disco nicht (wie von Hermanns und diversen ehemaligen Protagonisten suggeriert) an den permanenten Störmanövern von Gegnern in Musikbiz und Gesellschaft sondern schlicht und einfach an einem der normalsten Vorgänge der Musikwelt - der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Jede Musik hat ihre Zeit, gelegentlich mit diversen Retrowellen geadelt. Doch diese gelegentlichen Ungereimtheiten seien einem bekennenden Disco-Aficionado nachgesehen - für mich ein klasse Hörbuch mit einigen persönlichen Musik-Neuentdeckungen, kam doch die Disco-Welle für mich ein dreiviertel Jahrzehnt zu früh...
Bewertung: 5 von 5
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen