Mittwoch, 8. April 2009

CD-Rezensionen (136): Den Harrow - The Best Of (1989)

(Cover: Amazon.de)

Das Prinzip "gutaussehender Kleiderständer verkauft von professionellen Studiosängern eingespielte Aufnahmen gegenüber dem gutgläubigen Zahlvieh" ist eine alte Masche des Popbusiness. Natürlich strahlt über allem der Milli Vanilli-Skandal, der zu einem zwangsweise zurückgegebenen Grammy und von Dampfwalzen plattgefahrenen CDs führte. Darüber wird gern vergessen, dass diese Methode erstens viel älter und zweitens heute noch permanent in Gebrauch ist.

Den Harrow war so etwas wie das Paradebeispiel in den Mitt-80ern. Als einer der Stars der Italo Disco-Welle gewann das Mailänder Model 1987 sogar den "Goldenen Otto" der Zeitschrift BRAVO als "Bester Sänger" und schlug dabei selbst so illustre Konkurrenten wie Michael Jackson aus dem Feld. Erst das Auffliegen des ganzen Schwindels (der Studiosänger Tom Hooker weigerte sich, ein drittes Album einzusingen und mußte durch einen völlig anders klingenden Ersatzmann vertreten werden) beendete blitzartig eine der verrücktesten Karrieren der Dekade.

Blendet man solchen Publikumsbetrug (mir persönlich sind ganze Heerscharen unglücklich verliebter Mädels mit wahren Den Harrow-Schreinen im Kinderzimmer bekannt) aber einmal aus, bleibt dennoch blitzsauber produzierter 80er-Disco-Pop übrig. Tracks wie "Charleston", "Don't Break My Heart", "Catch The Fox" oder "Day By Day" gehen immer noch sofort in die Füße und bringen jede Oldiefete (oje, soweit ist es schon gekommen... *seufz*) zum Kochen.

Alles in allem sollte man diese Zusammenstellung also ganz einfach sportlich als Audio-Zeitdokument nehmen und die bizarren Herstellungshintergründe einmal außen vor lassen.

Bewertung: 4 von 5