Freitag, 17. April 2009

Nachtgedanken (037)

Nach Morbidem muss mit "Der Augenblick" von Karl Henckell (1864-1929)  etwas Romantisches als Kontrastprogramm her.

Du schaust mich an mit immer neuem Blicke,
Und süßer Schauer zittert durch den Raum,
Weil ich die Blüte der Minute pflücke
Und trinke deines Herzens Sehnsuchtstraum.

Unsichtbar baut sich eine Zauberbrücke,
Darunter sprüht des Lebens Wellenschaum –
Und wie berauscht von raschem Kelchesglücke
Streift uns des zarten Falters Flügelsaum.

Der Augenblick erweckt die Wundermäre
Der unvergänglichen Erneuerung,
Wie wenn der Saft der Jugend ewig gäre.

Gefühl, der Renner, nimmt mit leichtem Sprung
Die nichtige Kluft von Gestern und von Heute –
Leis lachend klingt ein gläserzart Geläute.