Freitag, 15. Februar 2008

Buch-Rezensionen (013): Jaques Buval - Nur für Schokolade (2000)


(Cover: Amazon.de)

Bücher über Verbrechen im Allgemeinen und über Serienmörder im Speziellen bergen oftmals die Gefahr, den Leser in eine voyeuristische Position zu hieven. Ich persönlich empfand "Nur für Schokolade", das Porträt des wahrscheinlich über 80fachen Mörders Leszek Pękalski, diesbezüglich als - den Umständen entsprechend - angenehm zurückhaltend.

Sehr deutlich wird hier deutlich, wie sehr unselige Lebensumstände in frühester Kindheit eine Persönlichkeit deformieren können. Pękalski, das Ergebnis einer Vergewaltigung, ohne Liebe und mit harter körperlicher Mißhandlung aufgewachsen, sieht seine grausamen Morde an Frauen, Greisen und Kleinkindern irgendwann als "normale" Art der Kontaktaufnahme an. Gerade diese Tatsache ist das eigentlich Schockierende.

Ein großer Teil des Buches widmet sich den Ermittlungsarbeiten der polnischen Polizei, die oftmals durch Schlamperei, Inkompetenz und ideologische Verblendung (analog des Falles Andrej Tschikatilo in der Ukraine) behindert wurden. Serienmörder passten nicht ins sozialistische Gesellschaftsbild und durften somit auch nicht existieren. Womöglich hätten einige der Opfer bei besserer Recherche überleben können.

Insgesamt eine spannende und schockierende Lektüre mit einem Vorwort des deutschen Stafverteidigers und Staranwalts Rolf Bossi, der auch den Kindsmörder Jürgen Bartsch vor Gericht vertrat.

Bewertung: 4 von 5