(Cover: Amazon.de)
Wie sich Eindrücke doch im Laufe der Zeit verändern können. Ich hatte dieses 4:1 als rauschendes Fußballfest in Erinnerung und freute mich dementsprechend auf diese DVD, gerade weil in den gelegentlich gesendeten Spielwiederholungen Vorrundenpartien nie vorkommen. Nach den 90 Minuten bin ich doch einigermaßen erstaunt, wie wenig mich dieses Spiel vom Hocker gerissen hat. Die ersten 20 Minuten sind ein Totalausfall und das Weltklassetor von Lothar Matthäus in der 2. Halbzeit allein reißt das Ruder auch nicht herum. Kontrolliert gespielt und überlegen gewonnen - das ist alles, was mir dazu einfällt. Weiß Gott kein schlechtes Spiel, aber ein Klassiker? Wohl eher nicht.
Was zuallererst ins Auge fällt: Die aus heutiger Sicht geradezu unglaubliche Härte im Spiel. Mit der aktuellen Regelauslegung hätte es rote und gelbe Karten gehagelt, aber damals war das anscheinend alles noch im Bereich des Vertretbaren. Gerade Andreas Brehme gibt in diesem Spiel einen Knochentreter par excellence ab.
Durch die in größeren Teilen völlig überalterte jugoslawische Mannschaft war das Spiel bis auf die 10 Minuten nach dem Anschlußtreffer eine absolut einseitige Partie. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass Rudi Völlers Treffer zum 4:1 auch als Attacke im 5-Meter-Raum gewertet werden hätte können.
Es bleibt zu vermuten, dass dieser gute Start ins Turnier einen bedeutenden Anteil am späteren Titelgewinn hatte. Lothar Matthäus machte das wahrscheinlich beste seiner 150 Länderspiele und auch die Medien waren zufrieden. Lustigerweise sieht man aber in einer Einstellung Franz Beckenbauer erregt auf Andy Brehme einschimpfen. Wohlgemerkt, bei klarer deutscher Führung!
Ziemlich nervig: Dieter Kürten und Otto Rehhagel am Mikrofon. Das wird wohl nur noch durch das "Duo Infernale" Heribert Faßbender und Karl-Heinz Rummenigge beim Holland-Spiel (Ausgabe 16 der Edition) getoppt...
Im damals noch existierenden gesamtjugoslawischen Team entdeckt man noch zwei kroatische Superstars der 90er, Robert Prosinečki (damals 21) und bei einem kurzen Schwenk auf die Bank Davor Šuker (damals 22).
Und noch etwas aus meiner Anekdotensammlung: Die beiden Gründungsmitglieder der in den 80ern doch recht erfolgreichen deutschen Hardrockband BONFIRE waren 1990 dermassen zerstritten, dass es Studioverbote und Anwaltsklagen hagelte. Kurioserweise war einer der beiden Kampfhähne von diesem Spiel so hingerissen, dass er den anderen noch während der Partie anrief und die Versöhnung anbot. Und wie man heute weiß, machen Hans Ziller und Claus Lessmann immer noch gemeinsam Musik.
Bewertung: 3 von 5
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