Montag, 2. März 2009

CD-Rezensionen (126): And One - Spot (1993)

(Cover: Amazon.de)

1993 war ein feines Jahr, um Alben aus dem Bereich der synthesizerunterstützten Popmusik zu kaufen, sei es nun das alles überstrahlende "Songs Of Faith And Devotion"-Album von Depeche Mode, "Bodega Bohemia" von Camouflage oder eben auch eben die dritte Platte des Berliner Trios.

Wer einen And One-Tonträger erwirbt weiß im Regelfall vorher, was ihn erwartet. Vertraute Sounds werden mit gepflegt clubtauglichen Beats unterlegt, alles schmissig und eingängig, wobei verblüffende Überraschungen eher ausbleiben. Man kann das als in Stein gemeißelten Stillstand verteufeln, es hat aber andererseits auch irgendetwas Beruhigendes. Radikale, das Stammklientel verschreckende Stilwechsel sind die Sache Steve Naghavis nicht. Ich persönlich jedenfalls kann damit recht ordentlich leben.

Dafür, dass den Herren oftmals schamloses Depeche Mode-Epigonentum vorgeworfen wird tun sie auch selbst eine ganze Menge. So zitiert der Opener "Wild Pain" recht genüsslich die Fanfarenflächen aus "Never Let Me Down Again", dies erweist sich aber für die Stimmung des Songs als äußerst förderlich. "Life Isn't Easy In Germany" beschreibt recht treffend die Ziel- und Orientierungslosigkeit, die große Teile des Ostjugend in den Früh-Neunzigern befiel, aus eigener Erfahrung vermag ich diese Sichtweise zu bestätigen.

Mit Track 3, "Consequence Of Time" wird bereits einer der Höhepunkte des Albums erreicht. Ein sich stetig in Intensität und Tempo steigernder Song, der schlußendlich als echter Tanzbodenheuler endet. "Spontanverkehr" knüpft etwas an den Stil des ersten Albums "Anguish" an, zündet aber trotz des provokanten Themas nicht wirklich. Ganz anders "Friend Of Stars", mit Backgroundgesang der leider viel zu früh verstorbenen Ofra Haza veredelt - schöne melancholische Nummer! Auch "Hall Of Souls" setzt eher auf Gefühl denn auf brachiales Soundgewitter und "Recover You" darf man getrost als bestes Stück des Albums bezeichnen.

Danach wird es etwas abgedrehter. Das morbide Instrumental "Der erste Stein" führt in düstere Klangwelten, beim "Tanz der Arroganz" ist der Name Programm und mit "The And" gibt es noch ein gruftiges Instrumental hinterher, auch wenn mich das kurioserweise arg an den Soundtrack der DDR-Kinderserie "Spuk von draußen" erinnerte. Der beschließende Titeltrack "Spot" allerdings ist etwas zu hektisch und dissonant, um wirklich ins Ohr zu gehen.

Als kleine Zugabe versteckt sich der "Pain Mix" von "Wild Pain" an Position 41 nach jeder Menge dreisekündiger Pausentracks.

Kein perfektes, aber sicherlich ein prima Synthiepop-Album, auch nach über 15 Jahren immer wieder gern gehört.

Bewertung: 4 von 5