Die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts ist nicht eben arm an tragischen Schicksalen. Genie und Wahnsinn liegen wohl ebenso nah beieinander wie unglückliche Gefühlswallungen zu künstlerischen Höchstleistungen anspornen. Karoline von Günderrode (1780-1806) ist ein solcher Fall, aus enttäuschter Liebe zu dem Philologen Friedrich Creuzer (1771-1858) erstach sie sich im Alter von nur 26 Jahren am Rheinufer bei Winkel. Irgendwie lassen sich die kommenden Ereignisse in "Die eine Klage" erahnen...
Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt was er verlohren,
Lassen muß was er erkohren,
Das geliebte Herz,
Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Gränzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verlohren,
Neue werden neu gebohren:
Jene sind's doch nicht.
Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Giebt kein Gott zurück.
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