Dienstag, 10. März 2009

DVD-Rezensionen (130): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 14 - Halbfinale 1974 BR Deutschland-Polen (1:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Spiele mit deutscher Beteiligung, die einen Beinamen bekommen haben, kann man fast an einer Hand abzählen. Da gibt es "Das Wunder von Bern", "Das Jahrhundertspiel", "Die Schmach von Córdoba", "Die Schande von Gijón", "Die Nacht von Sevilla" und eben diese Partie hier, "Die Wasserschlacht von Frankfurt".

Aufgrund der klimatischen Ereignisse dieses denkwürdigen Tages hat die DVD eine erweiterte Lauflänge, denn knapp eine Dreiviertelstunde lang darf man den verzweifelten Bemühungen von Feuerwehr, Platzwart und Helfern zuschauen, den unter Wasser stehenden Rasen des Waldstadions mit zum Teil kurioser Technikunterstützung halbwegs bespielbar zu bekommen. Der Bildregisseur fand das anscheinend so lustig, dass er einige Passagen in bester "Fußballballett"-Manier vor- und rückwärts liefen ließ. Dazu noch die ständigen Schaltungen ins Studio, wo Hans-Joachim Rauschenbach in schlecht sitzendem mausgrauen Anzug mit zitronengelbem (!) Hemd, orangener (!!) Krawatte mit kackbraunem (!!!) Muster das wandelnde Testbild gibt.

Das Spiel hat einigen Unterhaltungswert, natürlich erst einmal durch den komischen Faktor, wenn ein Spieler wie gewohnt zu einem Dribbling ansetzt und erst nach ein paar Sekunden bemerkt, dass der Ball zwei Meter hinter ihm in einer Schlammpfütze steckengeblieben ist. Aber trotz des eigentlich unbespielbaren Platzes versuchten insbesondere die Polen ein gefälliges Kombinationsspiel aufzuziehen, gut möglich, dass die DFB-Elf bei normalen Bedingungen nicht gewonnen hätte. Auf jeden Fall ein tolles Spiel mit einem überragenden Sepp Maier auf der deutschen und einem begeisternden Robert Gadocha auf polnischer Seite. Trotz nur eines Tores eine meiner Lieblingsscheiben dieser Edition!

Ein kleiner Wermutstropfen: Der Kommentar von Ernst Huberty. Herrjeh, hier ging es um den Einzug in ein WM-Finale und der Mann spricht, als berichte er vom Betriebssportfest... Ein Beispiel: In der 73. Minute fischt Maier im Sprung einen Ball aus der Torecke und ohne die Stimme nur eine Spur zu erheben heißt es lakonisch: "Das war Deynas Schuß und Maiers Glanzparade". 

Toll.  

In Halbzeit zwei klingt der Kommentar wie durchs Telefon gesprochen, der Stadionkrach ist dafür umso stärker zu hören und zaubert deutlich mehr Atmosphäre in die gute Stube als im ersten Durchgang. Fazit: Macht auch nach 35 Jahren noch Spaß...

Bewertung: 5 von 5