Gestern ein Philosoph, heute ein Philosoph. In jungen Jahren widmete sich auch Arthur Schopenhauer (1788-1860) der Dichtkunst. Titel der heutigen "Nachtgedanken" aus dem Jahre 1805: "Sonett".
Die lange Winternacht will nimmer enden;
Als käm’ sie nimmermehr, die Sonne weilet;
Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet;
Die Waffen klirren, an den morschen Wänden.
Und off’ne Gräber ihre Geister senden:
Sie wollen, um mich her im Kreis vertheilet,
Die Seele schrecken, daß sie nimmer heilet; -
Doch will ich nicht auf sie die Blicke wenden.
Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden!
Nacht und Gespenster werden vor ihm fliehen:
Gemeldet ist er schon vom Morgensterne.
Bald wird es licht, auch in den tiefsten Gründen:
Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen,
Ein tiefes Blau die unbegränzte Ferne.
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