Große Sportevents schmücken sich oftmals mit einem "offiziellen Song". Meistens wird ein großer Name der Popwelt verpflichtet, der dann ein allenfalls mittelprächtiges Liedchen zur Eröffnungs- und/oder Schlußfeier zum Besten geben darf, großer Charterfolg ist dem Produkt dann eher nicht beschieden. Vielmehr ist es so, dass Konkurrenztracks (gelegentlich im Auftrag eines teilnehmenden Verbandes) krachend beim Publikum einschlagen. Oder erinnert sich tatsächlich noch jemand, dass es zur Fußball-EM 1996 in England einen Turniersong namens "We're In This Together" von Simply Red gab? Im Gedächtnis der Fußballfreunde wird beim Stichwort "Euro '96" immer "Three Lions" von Baddiel, Skinner & The Lightning Seeds hängen bleiben. Auch die Olympischen Spiele 1988 in Seoul wird man immer eher mit Whitney Houstons "One Moment In Time" verbinden, statt sich an das höchstens noch auf 80er-Samplern auftauchende "Hand In Hand" von Koreana zu erinnern. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Um nur das letzte Beispiel zu nennen: "Can You Hear Me" von Enrique Iglesias ging als offizieller Song der Fußball-EM 2008 komplett unter, "Feel The Rush" von Shaggy (als Hymne der Maskottchen Trix und Flix gedacht) erreichte zwar immerhin Platz 1 der deutschen Charts (bei den heutzutage für die Pole Position benötigten Verkaufszahlen keine sonderlich beeindruckende Leistung), aber wer hat bei den Erinnerungen an die Spiele in Österreich und der Schweiz nicht sofort "Seven Nation Army" von den White Stripes im Ohr?
Doch es geht auch anders. Rückblick: Sommer 1990, die Bundesrepublik Deutschland wird, nur wenige Monate vor der Wiedervereinigung in Italien Fußball-Weltmeister, was auch einen großen Teil der DDR-Bevölkerung begeistert. Zwar gibt es an dieses Turnier noch einige schräge musikalische Erinnerungen wie die alkoholselige "Azurro"-Coverversion der Toten Hosen, aber dennoch blitzt im Gedächtnis sofort das hymnische "Un'estate italiana" von Edoardo Bennato & Gianna Nannini auf. Auch nach fast 20 Jahren ein Gänsehautsong mit im Kopf auftauchenden Bildern von jubelnden Spielern in weiß-schwarz und einem einsam über den Rasen des Römer Olympiastadions schlendernden "Kaisers" Franz Beckenbauer.
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