Montag, 13. Dezember 2010

CD-Rezensionen (210): Digital Orgasm - Appearances Are Deceptive (1992)

(Cover: Amazon.de)

Da beißt die Maus keinen Faden ab, die 90er waren die Dekade der tanzorientierten Musik. Hatten sich bereits etwa ab Mitte der 80er die Dancefloor-Produktionen auf eine kaum noch überschaubare und mit immer neuen Bezeichnungen versehene stilistische Spartenvielfalt aufgesplittet, differenzierte sich das Ganze im Folgejahrzehnt weiter aus. Wo soll man also dieses 1992 erschiene Album von Digital Orgasm, einem der zahlreichen Nebenprojekte des Lords of Acid-Machers Praga Khan, verorten?

Deutlich hörbar hört man der Platte die New Beat-Herkunft seiner Protagonisten an, auch wenn auf "Appearances Are Deceptive" aus allen Branchen munter zusammengemischt wird. Da rumpelt der Opener "Another World" mit seinem Drumloops und wilden Breaks wie The Prodigy zu ihren besten Zeiten, während dem ähnlich beginnenden "Running Out Of Time" ein geradezu simpler Tralala-Refrain im Kommerz-Houserhythmus untergejubelt wird. Ansonsen sehr viele sägende und blubbernde Acid-Klänge, teilweise tanzbar bis zum Exzess. Auf die Dauer geht den Tracks aber deutlich die Abwechslung ab, man ist da schon fast dankbar, wenn einem bei "Switch The Mood" wahre Synthie-Giftpfeile um die Ohren fliegen.

Gelegentlich geht es auch schwer daneben. "Startouchers" paart pure Beliebigkeit mit nichtssagenden Vocals, wirklich einer der Tiefpunkte. So bleibt eine durchwachsene Mischung, ein typisches Nebenprodukt eben. Am ehesten vergleichbar mit dem "White Room"-Album der Pop-Radikalinskis The KLF, freilich ohne jemals dessen Klasse zu erreichen. Anspieltips: "Another World", "Reality" und die an Moments Of Love" von The Art Of Noise erinnernde Hammerballade "Forever And A Day".

Bewertung: 3 von 5