Dienstag, 1. Februar 2011

CD-Rezensionen (216): Bay City Rollers - Absolute Rollers (1996)

(Cover: Amazon.de)

Den Teenie-Hysterien und reihenweise Ohnmachtsanfälle auslösenden Bands der Popmusikgeschichte, ob nun Boygroups genannt oder auch nicht, wurde oftmals musikalisches Unvermögen, wenn nicht gar produzentenferngesteuerter Dilettantismus vorgeworfen. Dass aber in den Zeiten, als eben noch nicht verschiedene, auf die jeweilige weibliche Zielgruppe gecastete Typen singend und tanzend auf der Bühne standen, im Regelfall ihre eigenen Songs schreibende und Instrumente spielende echte Musiker zu Werke gingen, wird in der Rückschau gerne vergessen. Die schottischen Bay City Rollers um Les McKeown, Eric Faulkner und die Longmuir-Brüder, deren Songs meine Kinderzeit begleiteten, gehören zu jener erfolgreichen Mischung aus eingängigen Softrock-Songs und den mit dem kommerziellen Erfolg einhergehenden Begleiterscheinungen wie umkippender Mädchen und Fanrivalitäten mit den Anhängern der Konkurrenzkapelle The Sweet.

Diese "Greatest Hits"-Kopplung enthält auf einer mit einer Lauflänge von 75 Minuten rappelvollen CD nahezu alle Hits der Rollers, abgesehen vom zum Jahreswechsel 1976/77 immerhin auf Platz 13 der deutschen Charts gelangten "Yesterday's Hero". Bei den Nummern aus der zweiten Hälfte des Jahrzehnts macht sich hörbar der aufkommende Einfluss der Disco-Welle bemerkbar, während bei den frühen Songs noch eher etwas ruppig-verspielt mit Elementen des Glam Rocks zugelangt wird. Nicht alle Songs wurden von den Bandmitgliedern geschrieben, so finden sich auf diesem Repertoire-Querschnitt beispielsweise die Bowie-Nummer "Rebel, Rebel" oder Stücke aus der Feder Jeff Barrys, Phil Coulters oder Bob Crewes.

Allerdings können nicht alle Tracks überzeugen. "Once Upon A Star" driftet trotz leichter Beatles-Anleihen zu stark ins Schlagerhafte ab, bei anderen, wie z.B. "The Way I Feel Tonight" wird die Kitschgenze deutlich überschritten. Am stärksten waren die Rollers immer dann, wenn einfach geradeaus gespielt würde, ob nun bei "Shang-A-Lang", "It's A Game", "Bye Bye Baby" oder "Rock N' Roll Love Letter"

Der abschließende Megamix mag für Sammler interessant sein, unbedingt nötig war er in diesem 23 Tracks umfassenden Kompendium keineswegs.

Bewertung: 3 von 5