Samstag, 22. Januar 2011

Soundtrack Of My Life (026): Johnny Hates Jazz - Shattered Dreams (1987)

Die heutige Geschichte dreht sich eigentlich weniger um Musik, sondern um - Klamotten.

Bekanntlich kam man in der DDR zwar per Radio durchaus an die gängigen West-Hits, die zugehörigen Musikvideos bekam man aber höchst selten zu Gesicht. Im heimischen TV lief sowas praktisch gar nicht, mit viel Glück konnte man hier, hart am Rand des sogenannten "Tals der Ahnungslosen", mal halbwegs bildrauschfrei "Formel Eins" empfangen, oftmals blieb aber auch das nur Illusion. So kam es, dass ich den Clip des 87'er Hits von Johnny Hates Jazz erst mit einigen Jahren Verspätung so um das Jahr 1992/93 herum erstmals sah. Sänger Clark Datchler stiefelte darin, wenn er nicht mal gerade in schnieke End-Achtziger-Tapete gewandet war, in einer Art 20er Jahre Working Class-Outfit herum, das mir ausnehmend gut gefiel. Ich besorgte mir also umgehend ein paar Hosenträger (meiner Erinnerung nach ein paar hundsteure aus der CAMEL COLLECTION), ein weißes Hemd fand sich noch irgendwo im Schrank, dies mit ein paar Retro-Hosen und passenden Schuhen kombiniert und fertig war mein neuer Ausgehlook, gerne auch vervollständigt durch eine Schiebermütze, ein Familienerbstück. Das war wohl zwar alles andere als 90er Stil, aber mir war das wurscht.

In dieser Zeit pendelte mein Freundeskreis beim wochenendlichen "Pistengang" immer zwischen zwei weit auseinanderliegenden Clubs hin und her. Der eine lag praktisch vor der Haustür, der andere im etwa 150 Kilometer entfernten tschechischen Chomutov. Dort war es Anfang des Jahrzehnts natürlich spottbillig, wie quartierten uns für 14 DM/Nacht in einem Dreibettzimmer ein und waren selbst nach durchfeierter Nacht alles andere als pleite. Ein wenig musste man allerdings aufpassen, ob die dort herumtanzenden Damen rein privat oder aus "gewerblichen" Zwecken anwesend waren. Als mir beispielsweise in einer Freitagnacht die Luft in dem wohl halbillegalen und nicht viel mehr als wohnungsgroßen Etablissement doch zu schneidend wurde, trat ich auf die vorgelagerte Straße und wurde umgehend von zwei sichtlich aufgekratzten Vertreterinnen des Berufsstands angesprochen. Obwohl ich wenig Lust auf ungeplante Finanzausgaben verspürte, wurde mein "Shattered Dreams"-Gedächtnis-Hemd kurzerhand mit zahlreichen Lippenstift-Abdrücken dekoriert, ehe das Duo feixend weiter seines Weges zog. Ich war einfach zu perplex, um dagegen aufzumucken und bei der morgendlichen Inspektion des Kleidungsstücks wirkte das Kussmund-Muster schon wieder in irgendeiner Form cool.

Das wiederum brachte mich auf die verrückte Idee, das Teil in diesem Zustand am wieder in heimatlichen Gefilden verbrachten Samstagabend erneut anzuziehen. Verschwitzt, verraucht, nicht mehr taufrisch? Egal, ordentlich gelüftet und einparfümiert und es war wieder tragbar! Aus heutiger Sicht ist die ganze Geschichte zwar höchstgradig albern und spätpubertär, aber mit dem im Schwarzlicht odentlich hervorstechenden vollgeknutschten Hemd kam man sich in der Kleinstadtdisse wirklich vor wie die coolste Sau im Schweinestall... Danke, Clark!

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Yo, und die Hosenträger haben's wirklich voll gebracht;-))))).
Sahst zumindest, hmmm --- auffällig aus ;-D