Dienstag, 18. August 2009

CD-Rezensionen (155): Die Ärzte - Ab 18 (1987)

(Cover: Amazon.de)

Hört man sich die mit einer Indizierung der damals noch "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" betitelten Behörde (heute: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) mit den Ohren aktueller Zeiten einmal an und vergleicht das mit dem Output der derzeitigen Hip Hop- oder z.T. auch Rockszene, dann bemerkt man schon ein wenig, dass vieles, was damals stante pede im BPjS-Giftschrank landete, heute keinen Indizierungs-Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Um heute noch in ähnlicher Weise wie Die Ärzte aus Berlin (auuuus Berlin!) zu provozieren, muss man schon ungleich härteres Geschütz auffahren.

Daher ist diese 1987 erschienene Mini-LP der Herren Doktoren eher als kurioses Sammelsurium ihrer Skandalsongs denn als ernsthaftes musikalisches Werk zu betrachten, auch wenn mit "Sie kratzt, sie stinkt, sie klebt", "Helmut K." und "Claudia II" gleich drei neue Songs für diesen in weiser Voraussicht in einer Art Selbstindizierung mit "Ab 18" betitelten Tonträger aufgenommen wurden.

Musikalisch gibt es den für die frühen Jahre typischen Wave- und Funpunk-Sound der Band zu hören, textlich reicht die Bandbreite von mangelnder Körperhygiene, Zoophilie, Inzest, BDSM bis Horror, also die gesamten Zutaten, für die in der Skandalphase der Band nahezu komplett Farin Urlaub verantwortlich zeichnete. Mein persönlicher Favorit unter den sieben Tracks von etwas mehr als 21 Minuten Spieldauer: "Sweet Sweet Gwendoline".

Bewertung: 3 von 5