Freitag, 7. August 2009

DVD-Rezensionen (155): Fitzcarraldo (1982)

(Cover: Amazon.de)

Edel kommt sie daher, die vierte, vorletzte und wohl beste Zusammenarbeit des explosivsten Duos des deutschen Films. Die zwei DVDs stecken in einer grafisch sehr ansprechenden aufklappbaren Papphülle, die sich mitsamt einem Nachdruck von Werner Herzogs Produktionsnotizen in einem ebenfalls sehr schicken Schuber befinden. Wahrlich eine angemessene Aufmachung für ein Meisterwerk!

"Fitzcarraldo", unter riesigen Strapazen im peruanischen Dschungel gedreht, erzählt die Geschichte des von den Einheimischen "Fitzcarraldo" genannten Iren Brian Sweeney Fitzgerald (Klaus Kinski), der - besessen von der Idee, im Urwaldkaff Iquitos ein Opernhaus zu errichten - einen ganzen Flußdampfer von Indios über einen Berg ziehen lässt, um in den boomenden Kautschukhandel einzusteigen, da dieser seinen Lebenstraum finanzieren soll.

Dieser Film ist vor allem eins: unfassbar. Werner Herzog trotzte allen Widrigkeiten wie Geldmangel, Chaos und Entbehrungen bei der Produktion, dem Ausfall seines eigentlichen Hauptdarstellers Jason Robards, wodurch nach einem fast zur Hälfte fertiggedrehten Film wieder von vorn begonnen werden mußte, nun aber mit Herzogs "Hassliebe" Klaus Kinski in der Titelrolle. Alleine für die Tatsache, dies alles durchgestanden und darüber hinaus noch eine Sternstunde des deutschen und internationalen Autorenfilms abgeliefert zu haben, gebührt dem Regisseur höchster Respekt.

Neben dem Hauptfilm lohnt es sich ungemein, aufgrund der beigefügten 90minütigen Dokumentation Les Blanks "The Burden Of Dreams/Die Last der Träume" zu dieser 2DVD-Edition zu greifen. Man bekommt einen fantastischen Einblick hinter die Kulissen der Dreharbeiten, erahnt die Schwierigkeiten bei Klima, Technik und Logistik und darf Herzogs intelligenten philosophischen Überlegungen lauschen. Die gezeigten Szenen aus der ersten Drehfassung des Films lassen zudem erahnen, welche Bereicherung Rolling Stones-Frontmann Mick Jagger in der Rolle des geistig minderbemittelten Wilbur für das Endprodukt gewesen wäre. Dass Jagger beim "2. Anlauf" terminlich verhindert war und seine Rolle daher komplett gestrichen wurde, darf als ganz eigene Tragik dieses Projekts gewertet werden.

Was die Doku allerdings elegant ausblendet: wie üblich krachte es während der irrsinnig anstrengenden Zeit im Amazonas-Dschungel gewaltig zwischen den beiden Antipoden Herzog und Kinski. Das Getobe des Mimen ging bekanntlich soweit, dass sich die als Komparsen angeheuerten Ureinwohner erboten, Kinski für Herzog zu töten. Um dies auch anhand von Bild und Ton nachvollziehen zu können, sei an dieser Stelle Herzogs fantastsischer Dokumentarfilm "Mein liebster Feind" empfohlen.

Bild und Ton der DVD sind zwar keine Referenzklasse, dies ist hier aber auch gar nicht der Anspruch. Dafür entschädigen großartige Landschaftsaufnahmen, ein entfesselter Kinski, eine monumentale Materialschlacht von geradezu katharsischer Wucht, kurz gesagt: einer der wohl besten deutschen Filme aller Zeiten!

Bewertung: 5 von 5