Mittwoch, 5. August 2009

Nachtgedanken (068)

Heute wieder einmal etwas für den Erotomanen in uns. Bruno Ertler (1889-1927) zeichnet als Autor für "Liebesnacht" verantwortlich. Viel Vergnügen...

Es gibt keine Welt –
es gibt keinen Tod –
kein drängendes Irren mehr
und kein Morgen-Erwarten.

Reiner Bereitschaft zuckendes, großes „Ja!“
hüllt uns in jauchzende Brände
wollender Kraft –
und der Rausch, der aus uns aufloht,
reißt mit heilig frevelnder Gebärde
den glühenden Schöpferstab
aus der Hand Gottes
und zieht einen funkelnden Bannkreis
um unser Lager.

Aufschäumende, du!
Acker von Frühlingserde
unter dem ersten Pflug!

Sieh: Meines Denkens formender Wille
ist ein schöpfendes Dich-Gestalten
aus dem Anfang der Welt –
der reißende Schlag meiner heißen Adern
tönt das Urlied vom Garten Eden in meine Schläfen:

„Zwei Menschen waren allein auf aller Erde
und waren Form.
Doch da Liebe sie überfiel,
bäumte sich ihnen Lust und Schmerz
in einem begehrend feindlich umschlingenden,
in wilder Einheit endlos verklingenden
einzigen Schrei –
und sie lebten!“

Es gibt keine Welt –
kein Morgen mehr –
keinen Tod –
keine Frage –
nur tiefer Einheit volle Ewigkeit.