Dienstag, 20. Oktober 2009

CD-Rezensionen (166): Coldplay - A Rush Of Blood To The Head (2002)

(Cover: Amazon.de)

Eins muss man den Mannen um Chris Martin lassen. Sie besitzen ein Händchen für eingängige Melodien, die sich passend an unterschiedliche Stimmungslagen dranzuhängen vermögen. Das schaukelte sich im Laufe der Jahre zu kommerziell immer erfolgreicheren Alben und Touren auf, die Streitfrage, ob denn nun nur die frühen Coldplay die besseren Musiker waren, beschäftigt den geneigten Hörer bis heute.

Das zweite Album der Briten, zwei Jahre nach dem grandiosen Debüt "Parachutes" veröffentlicht, beginnt gleich mit ordentlichem Krach. "Politik", mit scheppernden Gitarren-Akkorden ausgestattet, wechselt prima zwischen den eröffnenden Stakkato-Riffs und geradezu verträumt wirkenden Passagen eines entrückt singenden Chris Martin hin und her. Die gleiche Akkordfolge habe ich zwei Jahre später beim Song "Wunschfrei" der Kölner Band Klee wiedergefunden, die ich persönlich auch sehr schätze. Doch dieses kleine Stück Brillianz zu würdigen bleibt fast keine Zeit, steht doch schon an zweiter Stelle des Tracklistings einer der größten Hits des Quartetts an - "In My Place", leider durch Permanent-Einsatz im Formatradio ein wenig beschädigt. "God Put A Smile Upon Your Face" verdient sich in seiner Unauffälligkeit hingegen voll und ganz den inoffiziellen Titel eines Lückenfüllers, was aber durch das gleich drangehängte wunderbare "The Scientist" abgemildert wird. Einfach abheben und träumen...

Für "Clocks" gilt das Gleiche wie zuvor für "In My Place". Eigentlich schöner Song, leider nahezu totgedudelt, neben dem Radioeinsatz anno 2004 auch noch als offizieller ZDF-Song zur Fußball-EM in Portugal. "Daylight" und "Green Eyes" lassen sich in wenigen Worten mit "hektisch" bzw. "knuffig" beschreiben, trotzdem gehören sie zu den eher schwächeren Tracks des Albums, auch "Warning Sign" schrammt gefährlich nah an der Grenze zur Belanglosigkeit entlang, bleibt aber noch auf dem Terrain gelungener Musik.

Größer als zum nachfolgenden "A Whisper" könnte der Gegensatz gar nicht sein, meinem erklärten Liebling des Albums. Geradezu sperrig und schräg geht es hier zu Werke, Martins Stimme schwingt sich in ungeahnte Höhen hinauf, um kurz darauf wieder passend zum Songtitel beschwörend zu flüstern, während eine hypnotische Gitarre im Hintergrund eine einzigartige Atmosphäre erzeugt. Ganz großes Tennis!

Der Titelsong und das über weite Strecken sehr zurückgenommene "Amsterdam" runden die Platte ab, ohne die ganz großen Aufreger zu sein. Insgesamt sagte mir "Parachutes" deutlich besser zu als sein Nachfolger, dennoch hat man es hier mit einem feinem Album zu tun, das auf wunderbare Art und Weise Rock und Pop miteinander versöhnt.

Bewertung: 4 von 5