Mittwoch, 28. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (168): Hermann Heinz Wille - Im Banne des weißen Magneten (1958)

(Cover: Amazon.de)

Bücher über die Polarforschung haben mich seit meiner Kindheit in ihren Bann geschlagen. Ausgelöst hat diese Begeisterung dieses 1958 erschienene Buch, das ich vor mehr als 25 Jahren im elterlichen Bücherschrank fand. Der 2002 verstorbene DDR-Schriftsteller Hermann Heinz Wille schildert darin in unterhaltsamem und populärwissenschaftlichen Stil die Geschichte von Entdeckungen, schier unmenschlichem Heldenmut und tragischem Scheitern in den polaren Regionen der Erde.

Bis zurück in die Antike reicht die im Anhang beigefügte Zeittafel und eben dort beginnt mit der ersten Theorie der Kugelgestalt der Erde durch den Philosophen Pythagoras auch das erste Kapitel. Der Zeitbogen reicht über die Jahrhunderte der Suche nach dem geheimnisumwitterten "Terra Australis", die ersten bedeutenden Entdeckungen in den Polargebieten durch Bering, Bouvet, Cook, Bellingshausen, Ross und viele andere bis hin zu den Wettläufen zu den Polen, für die die Namen Peary, Cook, Shackleton, Scott oder Amundsen exemplarisch stehen. Eine umfangreiche Schilderung der Forschungen nach der Eroberung dieser Extrempunkte bis hin zu den zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung aktuellen Ständen der Wissenschaft runden dieses trotz seines Alters immer noch spannend und informativ zu lesende Buch ab.

Gelegentlich bemerkt man einen ideologisierenden Tonfall, aber dieser fällt aufgrund der Fülle an Geschichten und Fakten fast nicht ins Gewicht. Die in Zeiten von GPS, Google Earth und Satellitentelefon umso mehr zu bewundernden Leistungen mutiger Entdeckerpersönlichkeiten, die ständig in einer lebensfeindlichen unbekannten Umwelt ihr Leben riskierten und nicht selten verloren, nötigen mir heute noch tiefsten Respekt ab. Diese Winkel unseres Planeten einmal mit eigenen Augen zu sehen, gehört nun seit vielen Jahren zu meinen bisher unerfüllten Lebensträumen. Was Bücher so alles anrichten können...

Bewertung: 5 von 5