Dienstag, 16. März 2010

CD-Rezensionen (183): The Doors - Waiting For The Sun (1968)

(Cover: Amazon.de)

Gerade bei den Alben der Doors ist es unerlässlich, einmal über den musikalischen Tellerrand hinaus zu schauen und die Platte in den gesamtgesellschaftlichen Kontext einzuordnen. Was im Falle von "Waiting For The Sun" bedeutet: 1968. Studentenrevolte weltweit. Vietnamkrieg eskaliert durch die Tet-Offensive. Martin Luther King und Robert Kennedy werden ermordet. Und, und, und.

In solch unruhige Zeiten scheint das nach den teilweise schwer sperrigen Meisterwerken "The Doors" und "Strange Days" aus dem Vorjahr in weiten Teilen geradezu weichgespült wirkende dritte Album der Amerikaner nicht recht zu passen, wie von einem anderen Planeten wirken verträumt vor sich hin mäandernde Songs wie "Love Street", "Summer's Almost Gone", "Wintertime Love" oder "Yes, The River Knows".

Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auf diesem Album einige geradezu zur Legende gereifte Stücke des Quartetts Morrison, Manzarek, Krieger und Densmore befinden. "The Unknown Soldier" jagt dem Zuhörer in seiner zupackenden Intensität den einen oder anderen Schauer über den Rücken, "Spanish Caravan" nimmt einen mit auf die Reise (unglaublich wieviel Lebensgefühl man in gerade einmal drei Minuten packen kann!). Doch auch der Rest ist alles andere als Füllmaterial. "Hello, I Love You" ist eine herrlich direkte in Notenform gegossene Liebeserklärung, das meditative "My Wild Love" läd förmlich zu einer Prozession unter Anführung von "Mr. Mojo Risin'" ein und "Five To One" ist in seiner dreckigen Obszönität einfach ein erdiges und rotzig-besoffen gesungenes Stück Blues, dessen Textzeile "No One Here Gets Out Alive" immerhin der bekanntesten Morrison-Biografie ihren Namen gab. Einzig und allein "We Could Be So Good Together" lässt mich in seiner Unentschlossenheit relativ kalt.

Sicherlich kann "Waiting For The Sun" nicht mit seinen beiden Vorläufern mithalten, es beinhaltet trotzdem die eine oder andere Entdeckung, gerade, wenn man sich etwas länger mit den 33 Minuten Musik beschäftigt. Mag man einigen Songs auch die damaligen Alkohol- und Drogen-Eskapaden Morrisons mehr als deutlich anhören, wie schrieb der "American Poet" im vielleicht stärksten Song des Albums, "Not To Touch The Earth"?


I Am The Lizard King.
I Can Do Anything.


Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Bewertung: 4 von 5