Montag, 14. Dezember 2009

CD-Rezensionen (175): 16 Bit - INAXYCVGTGB (1987)

(Cover: Amazon.de)

Bevor gegen Ende der 80er Jahre auch in den kommerziellen Charts die grosse Acid House- und Techno-Welle losbrach, war das, was die später noch einmal mit SNAP! zu Weltruhm gelangten Michael Münzing und Luca Anzilotti unter dem Label 16 Bit veröffentlichten ganz vorne dabei im europäischen Dancefloor-Konzert. Stilistisch einer ganzen Reihe ähnlicher deutscher Projekte wie OFF oder Silicon Dream verwandschaftlich verbunden (die sich hinter ersterer Formation verbergende DJ-Legende Sven Väth fungiert auch beim Single-Hit "Where Are You?" als Sänger), zeigt sich hier, dass das Epizentrum des damaligen Sounds in Frankfurt und München zu suchen war. Namen wie die der Clubs "Dorian Gray" oder "Omen" haben heute noch einen geradezu mythischen Ruf.

Auch wenn sich naturgemäß das Hauptaugenmerk bei diesem heute zu absurden Höchstpreisen gehandelten Tonträger auf die Hits "Where Are You?" und "Changing Minds" legt - diese Platte hat wahrlich noch mehr zu bieten! "(Ina) Gadda-Da-Vida" bedient sich kurzerhand eines der berühmtesten Songnamen der Rockgeschichte, um dessen Entstehungsgeschichte sich bis in die Gegenwart wüste Geschichten ranken. Mit dramatischen Rock-Vocals von Eddie Hind versehen, stampft dieser Kracher ordentlich aufs Parkett, besonders eindrucksvoll die an düstere Chöre erinnernden Backgroundsounds.

Auch die folgenden Tracks gehen allesamt schwer elektronisch zu Werke, geprägt von dem, was die Sound- und Sample-Datenbänke damals hergaben. Das erinnert mal an Kraftwerk ("Be Quiet"), mal an Depeche Mode ("Too Fast To Live") oder an anderer Stelle gar an Ultravox ("Desire"). Richtig schnuckelig schräg hingegen "132 Beats 'xycvgtgb'", das einen prägnant-straighten Beat mit allerlei putzigen Samples - wie beispielsweise Verkehrsdurchsagen - verbindet. Gefällt mir sehr, wie auch das experimentellste Stück auf dieser CD, "Death Of A Chip ('Der Mix')". Klingt wie frühe OMD und das ist genau meine Baustelle...

Die CD-Version beinhaltet noch diverse Mixe als Bonus, hierbei ist insbesondere der Laser Edit von "Be Quiet" lobend zu erwähnen. Macht summasummarum satte 74 Minuten heute als absolute Rarität gehandelte Dancefloor-Geschichte. Wer zu einem vernünftigen Preis drankommt - kaufen!

Bewertung: 4 von 5