(Cover: Amazon.de)
Auch wenn der dritte Studio-Longplayer der Briten nicht ganz an die Verkaufszahlen des Zweitlings "A Rush Of Blood To The Head" (2002) heranreichte, dürfte es am kommerziellen Volltreffer-Status dieses Albums kaum einen Zweifel geben - Platz 1 in so ziemlich jedem relevanten Musikmarkt dies- und jenseits des Atlantiks. Allerdings gerade in heutigen Zeiten kein wirklicher Qualitätsgarant, daher lohnt sich schon ein kritischer Blick auf die insgesamt 13 Stücke aus der Feder von Chris Martin & Co.
Positiv ist zunächst einmal anzumerken, dass sich "X & Y" mit verschiedenen Stilen eröffnet. Bekommt man mit dem Opener "Square One" einen respektablen (und stadiontauglichen) Gitarrenheuler in der Tradition von U2 auf's Auge gedrückt, darf bereits schon bei "What If" die Coldplay-typische Melancholie fröhliche Auferstehung feiern. Mag der Eine oder Andere auch Streicher in Rocksongs unerträglich finden - mir gefällt's! Und bei "White Shadows" geht es sofort wieder zurück in den "Gitarrengeklingel meets Knacke-Drums"-Himmel. Fein, fein!
Im Grunde genommen hat man somit schon einmal die Gesamtproblematik des Quartetts umrissen. Für einen nicht unerheblichen Teil der Musikhörerschaft sind Coldplay eine maßlos gehypte Combo, die dem Konsens-Rockpop frönt und boshafterweise damit auch noch grandiosen Erfolg hat. Dann gibt es die Fanboys und Chris Martin-Anschmachterinnen, die nix auf die Band kommen lassen und last but not least einen gewissen Prozentsatz Hin- und Hergerissene, zu denen ich mich auch zähle. Wahrlich nicht jeder Song dieses Albums findet Gnade vor meinem Gehörgang, was teilweise auch an der Überfrachtung einzelner Tracks liegt. Scheinbar musste für den einen oder anderen Song wirklich das volle Arrangement-Arsenal aufgefahren werden - ein wenig Reduktion hätte "Fix You" (das doch eigentlich so feinsinnig beginnt), "X & Y" oder auch "A Message" gut getan.
Als alter Kraftwerk-Fan bin ich normalerweise mit der Verwendung von Samples oder Melodien der Düsseldorfer etwas eigen, aber die kurze Tonsequenz von "Computerliebe", die "Talk" trägt, funktioniert verblüffend gut und macht den Song wirklich zu einer kleinen Perle, der auch exzessiver Radio-Einsatz nicht viel anhaben konnte, was nicht ganz für "Speed Of Sound" und "The Hardest Part" gilt, deren Lack durch den Dudelfunk doch etwas ab ist.
Es gibt sie aber dennoch, die kleinen Songperlen, die Coldplay zu einer besonderen Band machen, man muss sie nur zu finden wissen. Neben eingangs erwähnten "What If" und "White Shadows" bilden die Beatles-beeinflussten "Swallowed In The Sea" und "Twisted Logic" für mich die Highlights, der Rest bildet ein gutes, dennoch nicht die Klasse des Debüts "Parachutes" (2000) erreichendes, Album.
Bewertung: 4 von 5
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