Mittwoch, 16. Dezember 2009

Nachtgedanken (074)

Wie schon beim letzten Mal versprochen heute ein erneuter Blick über die Grenzen. Heutiges Fundstück ist "Wehmütiges Zwiegespräch" des französischen Symbolisten Paul Verlaine (1844-1896).

Im alten Park, der einsam und verschneit,
Sah ich zwei Schatten gehn in Dunkelheit.

Tot ist ihr Aug', von welken Lippen beben
Die leisen Worte, die in Nacht entschweben:

Der alte Park ist einsam und verschneit,
Zwei Schatten wecken die Vergangenheit.

– Gedenkst du noch der Wonne einst'ger Liebe?
– Wie willst du, dass mir die Erinn'rung bliebe?

– Schlägt immer noch dein Herz für mich allein?
Kommt meine Seel' im Traume zu dir? – Nein.

– O sel'ges Glück in jenen hellen Tagen,
Da Mund auf Mund geruht! – Wer kann es sagen?

Blau war der Himmel, gross der Hoffnung Macht!
– Die Hoffnung floh besiegt in schwarze Nacht.

So schritten sie durchs Gras den Pfad, den schlimmen,
Und nur die Nacht erlauschte ihre Stimmen.