(Cover: Amazon.de)
Dieses DDR-Kinderbuch des Mecklenburger Autors Klaus Meyer, den damaligen Gepflogenheiten folgend mit einer Altersempfehlung (ab 10 Jahren) ausgestattet, ist keine Westerngeschichte, wie der Titel suggerieren könnte. Es erzählt vielmehr die Geschichte der beiden ungleichen Brüder Matze und Jonny Schütt, die von der Ostseeküste in die Nähe von Berlin ziehen, da ihr Vater dort einen Job als Schleusenwärter angenommen hat. Dem um ein Jahr jüngeren Jonny fällt es schwer, sich mit der ungewohnten Umgebung und dem Fakt zu arrangieren, dass sich sein zwar älterer, aber durch seine schwächliche Konstitution in der Schule zurückgestellter und somit mit ihm eine Klasse besuchender Bruder plötzlich den Rang des Älteren für sich beansprucht und zudem anfängt, sich für das andere Geschlecht zu interessieren. Der zwölfjährige Jonny vermisst die gemeinsamen Aktivitäten derart, dass er versucht, mit waghalsigen und unerlaubten Aktionen am nahen Bahndamm die Aufmerksamkeit des Älteren zurückzuerlangen...
"Petroleum-Jonny" ist zunächst einmal ein gelungenes Buch über das schwierige Übergangsalter zwischen Kindheit und Pubertät, desweiteren eine recht gute Darstellung des DDR-Alltags und -Bildungswesens sowie nicht zuletzt eine leidlich spannende Abenteuergeschichte. Der vielen ostdeutschen Kinderbüchern der Vorwendezeit eigene erhobene Zeigefinger ist hier nur am Rande und im vertretbaren Ausmaße vertreten, trotzdem wirkt alles freilich wie aus einer längst verganenen Zeit. Ob das heutige Kids noch zu interessieren vermag? Schwer zu sagen, einen Versuch wäre es jedenfalls wert, schmerzliche Erfahrungen mit dem Erwachsenwerden haben schließlich auch die Kinder der Internetgeneration.
Ein besondere lobenswerte Erwähnung verdienen die schönen Illustrationen von Günter Wongel.
Bewertung: 4 von 5
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