Mittwoch, 27. Mai 2009

CD-Rezensionen (145): Enya - Shepherd Moons (1991)

(Cover: Amazon.de)

Eine der beruhigendsten Fakten bei Enya-Alben ist die Gewissheit, zu wissen, was einen erwartet. Dies kann man furchtbar langweilig finden und laut mit der "Stillstand!"-Keule wedeln, aber benötigt man nun einmal Musik zum entspannen, träumen und sich fallen lassen, gibt es wenig besseres als die Platten der Irin.

Deren drittes Album "Shepherd Moons" erschlägt den Hörer zu Beginn nicht gleich mit den gewohnten Hall- und Soundwänden, sondern setzt beim einleitenden Titelstück auf sparsame Klavierbegleitung und dezent gesetzte Effekte. Man taucht also zunächst einmal ganz vorsichtig ein und schwimmt mit ruhigen Zügen davon - sehr schön. Das folgende "Carribbean Blue" dürfte aufgrund seines doch recht häufigen Einsatzes in Radio und TV-Dokumentationen zu den bekanntesten Stücken der Künstlerin gehören, während "How Can I Keep From Singing" in seiner Feierlichkeit und minimalistischen Instrumentierung an einen Kirchensong erinnert.

Interessante Abwechslung gibt es immer dann, wenn Miss Eithne Patricia Ní Bhraonáin auf die irische Nationalsprache Gaeilge zurückgreift, die Songs wirken gleich viel uriger und mysteriöser. Ein gutes Beispiel stellt das nicht einmal zweiminütige "Ebudae" dar, das mit seinem Trommeln fast schon kämpferische Stimmung vermittelt. Danach flacht das Album mit "Angeles" und "No Holly For Miss Quinn" leider etwas ab, bevor "Book Of Days" richtig vorwärtstreibende Energie vermittelt und dies in einer Art und Weise, der sich Jahre später auch Hollywoods Bombast-Filmmusiker James Horner beim Oscar-gekrönten Soundtrack zu "Titanic" bediente.

Nach dem wenig aufregenden "Evacuee" widmet sich Enya mit dem Instrumentalstück "Lothlórien" der Thematik, die scheinbar perfekt zu ihrer Musik passt - der Welt von J.R.R. Tolkien. Eher weihnachtlich geht es hingegen in "Marble Halls" zu Werke, dazu ertönen im Hintergrund langsame Walzerklänge. Dies ist aber eher nervig als angenehm zu hören. Ohnehin erreicht man bei den Platten der Irin nach einer gewissen Weile einen Gewöhnungseffekt, der komplettes Durchhören eines ganzen Albums erschwert. Denn auch "Afer Ventus" bietet nicht mehr wirklich Neues. Dies wird jedoch durch "Smaointe...", das einen analog zum Einstiegssong ganz sachte auf Gälisch mit Dudelsackklängen verabschiedet, wieder wettgemacht. Zur Topwertung reicht es somit nicht ganz, dennoch eines der besten Enya-Alben!

Bewertung: 4 von 5