Dienstag, 12. Mai 2009

Buch-Rezensionen (143): Adolf Hitler - Mein Kampf - Eine Lesung von Helmut Qualtinger (Hörbuch) (1973)

(Cover: Amazon.de)

Kaum ein Buch in deutscher Sprache ist so von Mythen umrankt wie Adolf Hitlers 1924 in der Landsberger Festungshaft entstandenes Pamphlet "Mein Kampf". Der - in meinen Augen kontraproduktive - Rechtsstreit des Freistaats Bayern als nach seiner Ansicht rechtmäßiger Urheberrechtsinhaber gegen auch wissenschaftlich begleitete Neuausgaben von NS-Publikationen (wie zuletzt beim Faksimileprojekt "Zeitungszeugen") mag dazu beigetragen haben.

Umso wichtiger sind geradezu das Machwerk selbstentlarvende Inszenierungen wie die der 1986 verstorbenen Schauspielerlegende Helmut Qualtinger, dessen 1973 aufgeführte öffentliche Lesungen von Passagen aus Hitlers Buch auf diesen zwei CDs archiviert sind. Oftmals weiß man aufgrund der Absurdität des Inhalts nicht, ob man lachen oder angesichts des daraufhin folgenden millionenfachen Leids entsetzt mit dem Kopf schütteln soll. Qualtinger präsentiert ein buntes Sammelsurium wirrer antisemitischer, großdeutscher und sozialdarwinistischer Thesen.

Das ist natürlich großer Theaterdonner, was der schwergewichtige Österreicher mit den Texten seines Landsmannes veranstaltet. Da wird Hitler-typisch das "R" gerollt, man glaubt schon beim Anhören den expressiven Gestus auf der Bühne zu sehen. Übertrieben? Vielleicht! Wirkungs- und eindrucksvoll? Auf jeden Fall!

An dieser Stelle sei auch auf die ebenfalls hochinteressante Interpretation Serdar Somuncus hingewiesen, die die ganze Abstrusität eines zu Unrecht mythifizierten Buches noch mehr ins Comedyhafte stilisiert.

Bewertung: 4 von 5