Nachdem ich vor etwa10 Jahren nahezu wahllos diverse im Motorbuch Verlag erschienene Geschwaderchroniken einzelner Verbände der deutschen Luftwaffe zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs kaufte und las, stellte sich oftmals nach der Lektüre ein zweifelhaftes Gefühl ein. Die Bücher, oftmals bereits in den 60er und 70er Jahren als Erinnerungsliteratur geschrieben und immer wieder neu aufgelegt, handeln oftmals bar jeder kritischen Hinterfragung der politischen Hintergründe nur vom persönlichen Erleben des Kampfgeschehens. Die stetige Hervorhebung von Kameradschaft oder der Ritterlichkeit zwischen den Kriegsgegnern (die ich in diversen Fällen gar nicht in Abrede stellen möchte) rücken solche Bücher häufig gefährlich in die Nähe zum verminten Territorium der Kriegsverharmlosung. Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten? Wohl kaum.
Umso höher ist Willi Reschkes Buch zu bewerten. Selbst Angehöriger der Nachtjagdgeschwader 301/302, die nach dem "Wilde-Sau-Verfahren" versuchten, den alliierten Bombenangriffen entgegenzuwirken, entschloß er sich, durch seinen Wohnsitz in der DDR an früheren öffentlichen Erinnerungen gehindert, erst im hohen Alter dazu, die Geschichte dieser Verbände aufzuzeichnen. Der Tonfall entspricht nicht mehr der Diktion früherer Dekaden und liest sich somit deutlich angenehmer und flüssiger als vergleichbare Werke, auch wenn der Autor stellenweise auch in den bewussten "Landser"-Tonfall gerät.Neben der Schilderung der Einsätze Reschkes an verschiedenen Kriegsschauplätzen erhält der Leser Einblick in die Organisation und Gliederung der Geschwader, das Schicksal ausgewählter Piloten und technischer Neuerungen, wie z.B. der Ta-152, einer Weiterentwicklung der Focke-Wulf 190. Viele Fotos runden das Buch ab.
Insgesamt einer der lesenswerten Geschwaderchroniken mit leichten Schwächen.
Bewertung: 4 von 5
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