Dienstag, 4. März 2008
Buch-Rezensionen (018): Gert Ledig - Die Stalinorgel (1955)
Ich bin dem SPIEGEL heute noch unendlich dankbar, dass er 1999 mit einem Artikel über den damals schon längst vergessenen Schriftsteller Gert Ledig mein Interesse am Autor weckte. Mit dieser neuen Öffentlichkeit wurden seine wichtigsten Werke (neben "Die Stalinorgel" noch das Luftangriffsdrama "Vergeltung" und die Nachkriegserzählung "Faustrecht") wiederentdeckt. Kurz vor seinem Tode im Juni des gleichen Jahres erfuhr er so noch die späte, aber wohlverdiente Anerkennung.
"Die Stalinorgel", ursprünglich 1955 erschienen, spielt an der Ostfront 1942 im Areal des Leningrader Belagerungsrings. Ledig nahm an diesen Kämpfen selbst teil und wurde schwer verwundet. So fließen autobiographische Erfahrungen in die Erzählung ein, die dem Leser das Grauen auf beiden Seiten dermaßen drastisch schildert, dass die zum Verdrängen neigende westdeutsche Gesellschaft der Fünfziger Jahre mit purer Ablehnung reagierte. Namenlose, nur mit dem Dienstgrad bezeichnete Soldaten auf sowjetischer und deutscher Seite sterben einen sinnlosen Tod, nur um geringfügige Geländegewinne in einem Sumpf zu erzielen.
Gert Ledig macht die Brutalität des Weltkriegs deutlich, frei von jeglichem Heldenpathos oder Landserromantik. Ein Standardwerk der deutschen Kriegsliteratur, zu Unrecht jahrzehntelang vergessen. Unbedingt empfehlenswert!
Bewertung: 5 von 5
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen