Mittwoch, 12. März 2008

Buch-Rezensionen (022): Paul Carell - Verbrannte Erde-Schlacht zwischen Wolga und Weichsel (1964)


(Cover: Amazon.de)

Wie soll man ein Buch bewerten, dessen unter Pseudonym schreibender Autor sich später als ehemaliger SS-Obersturmbannführer und Pressesprecher des in Nürnberg hingerichteten Nazi-Außenministers Joachim von Ribbentrop entpuppt? Ein Schriftsteller, der nachweislich den Holocaust rechtfertigte und gegen den zeitweise sogar wegen Mordes an ungarischen Juden ermittelt wurde?

All dies war mir nicht bekannt, als ich mir vor mehreren Jahren dieses Buch kaufte. Schafft man es, all dies Hintergrundwissen auszublenden, bleibt tatsächlich eine interessante Schilderung der Gefechte an der Ostfront ab der Schlacht im Kursker Bogen bis hin zum Angriff der Roten Armee auf das Reichsgebiet übrig. Zwar strotzt das Buch vor zweifelhaften Thesen, wie der bis heute nicht belegten Theorie des Verrats der Kursker Angriffsoperation oder der Behauptung, dass nur Adolf Hitler allein die militärische Niederlage der Wehrmacht zu verantworten hatte. In vielerlei Dingen vertreten seriöse Historiker heute andere Standpunkte.

Das Ganze verströmt zudem eine mit argem Beigeschmack behaftete Landserromantik, während Verbrechen der deutschen Seite komplett ausgeklammert sind. Vergehen der sowjetischen Armee, die es zweifelsfrei gegeben hat, werden hingegen sehr wohl thematisiert.

So bleiben am Ende ein paar Bauchschmerzen zurück. Am besten selbst lesen und ein eigenes Urteil bilden. Vorbehaltlos zu empfehlen ist dieses Buch auf keinem Fall.

Bewertung: 3 von 5